Eros, Glastafeln
Installationsanordnung mit LED-Leuchtröhre
2017
Painting and Graphic Art
Glas Panel Art
Installationsanordnung mit LED-Leuchtröhre
2017
Painting and Graphic Art
Glas Panel Art
In der Installation für die Galerie Hengevoss-Dürkop habe ich nicht einen das Bild gleichmäßig ausleuchtenden flachen Leuchtkasten gewählt, sondern mich entschieden, eine heute oft gebräuchliche LED-Leuchtröhre zu benutzen, so dass die Lichtquelle eindeutig zu sehen ist, im Bild in unterschiedlicher Intensität in Erscheinung tretend Licht-Differenzierungen erzeugt und nun auch die weitere Kompositionsebene der Lichtsetzung selbst zur Anschauung bringt.
Die Glastafeln sind einmal im Auflicht photographiert (Raumlicht, ohne das Licht der Leuchtröhre), während ein zweites Bild sie im Durchlicht zeigt. (Wobei das lebendige, sich wandelnde Glas auf Photographien stets nur als schlechter Abglanz erscheinen kann.)
In der Installation für die Galerie Hengevoss-Dürkop habe ich nicht einen das Bild gleichmäßig ausleuchtenden flachen Leuchtkasten gewählt, sondern mich entschieden, eine heute oft gebräuchliche LED-Leuchtröhre zu benutzen, so dass die Lichtquelle eindeutig zu sehen ist, im Bild in unterschiedlicher Intensität in Erscheinung tretend Licht-Differenzierungen erzeugt und nun auch die weitere Kompositionsebene der Lichtsetzung selbst zur Anschauung bringt.
Die Glastafeln sind einmal im Auflicht photographiert (Raumlicht, ohne das Licht der Leuchtröhre), während ein zweites Bild sie im Durchlicht zeigt. (Wobei das lebendige, sich wandelnde Glas auf Photographien stets nur als schlechter Abglanz erscheinen kann.)
> Zum Eros des Glases, Werkstattgedanken
Glas ist ein traditionelles Material.
Glas ist ein robustes, Zeit überdauerndes Material.
Glas ist ein Material, das ein ganz besonderes Verhältnis zum Licht hat: während natürlich jedes Objekt erst durch darauf scheinendes Licht sichtbar wird, kann beim Glas auch Licht durch es hindurch scheinen. Es hat so im Grunde eine Betrachtungsdimension mehr. Diese außergewöhnliche Diaphanie führt dem Glas ein Mehr an Leben zu: Glas verändert sich durch sich veränderndes Licht wesentlich mehr als ein Bild auf beispielsweise einer Leinwand und erscheint so in vielfältigen Zuständen; es ist nicht möglich zu sagen, was sein eigentliches, originäres, hauptsächliches Sein ist, was seine Grundform ist. Ein Glasobjekt metamorphosiert in wechselndem Licht.
Dadurch wird Glas für den, der es gestaltet zu einer besonderen Möglichkeit und auch Herausforderung: es gilt bei der Herstellung eines Glasbildes einige der verschiedenen Möglichkeiten des auffallenden und durchscheinenden Lichtes (das ist die Hauptdifferenz der Beleuchtung) mit einzudenken.
Das Material Glas hat durch das gegenwärtige technische Potential ein sehr großes, vielfältiges Spektrum an Bearbeitungsvarianten zu offerieren: von der traditionellen Verarbeitung mit Antikgläsern und Bleiruten, Glasmalerei mit Keramikfarben und Ätzungen sind heute Sandstrahlung, Formungen von Strukturen, dauerhaftes Aufkaschieren von sich überlagernden Gläsern oder deren Verschmelzung im Fusing-Verfahren, Siebdruck, Übertragungen von Photographien mit keramischen Druckerfarben und ein von mir hier nicht vollständig aufzuzählender Umfang unterschiedlichster weiterer Techniken möglich.
Für die Exponate zum Thema „Eros“ habe ich mich zur Arbeit mit Glas entschieden. Für die Glasmalerei werden Keramik- oder Schmelzfarben verwendet, die bei 605 Grad flüssig geworden, sich mit der ebenfalls leicht verflüssigten Oberfläche des Glases verbinden und sich so untrennbar mit ihrem Trägermaterial vereinigen. Ich kenne keine Verbindung von Mal- und Trägermaterial, die intimer, inniger wäre. Man kann sie sehen, die erotische Lust am Verschmelzen, die Glas und Farbe im Brennofen empfinden oder man kann sie fühlen, fährt man zum Beispiel mit dem Fingernagel über die nun ausgehärtete Farbe. Hocherotisch ist auch die Verwendung von Antikgläsern, weiß man, dass sie in einem feurigen Prozess mundgeblasen in ihr Dasein kommen. In einen glühenden Klumpen Glas wird mit einem langen Rohr Atem hineingegeben, so dehnt unter Drehungen sich ein Zylinder hervor, dieser wird aufgeschnitten, so dass die flache Antikglastafel entstehen kann. Durchgefärbt ist das Antikglas und besitzt eine Farbintensität, die mit Glasmalerei in dieser Leuchtkraft bei Durchlicht nicht zu erreichen ist. Der Eros lebt in meinen Arbeiten vor allem in der tiefen Farbigkeit der Antikgläser. Figuren1 bringen in einer weiteren Ebene einen narrativen Aspekt in die Bilder, die dem Betrachter das Erlebnis der Farbe und der Komposition in einem erzählerisch fokussierten Geschehen auch über den Geschichten suchenden Verstand eröffnen. Die Formen der Protagonisten sind aus der Kunstgeschichte extrahiert und können in ihrer symbolisch wirkenden Ikonographie über eine zu enge und zu eindeutige Erzählung in umfassende geistige Verhältnisse hinausführen, die dann einen individuellen Dialog mit dem Betrachter entstehen lassen können.
Weiterhin habe ich für die Glasarbeiten die dem Glas spezifische Möglichkeit der verschiedenen sich durchdringenden Ebenen benutzt. Auch die Durchdringung der Einzelformen, die sich im Betrachten zusammenfügen, hat für mich einen Aspekt des Erotischen inne. So haben einige Protagonisten ihre Existenz über ein Linoldruck mit Keramikfarbe erhalten, andere haben über die Aussparung der Sandstrahlung den Weg zu ihrem Sein auf dem Glasbild gefunden, rückseitig auf dem Floatglas.
Meine Glasbilder entfalten ihre volle Wirkung in wechselndem Licht, im Idealfall als Stehle im Tageslicht außer Haus. Im Raum am besten mit Abstand frei stehend vor einem Fenster. Möglich ist auch eine direkte Platzierung vor einem Fenster, wobei sie so nur einseitig zu betrachten sind. Sind diese Möglichkeiten nicht gegeben, gilt es, ein dem Glas Leben gebenden Licht selbst zu generieren. In diesem Falle entsteht eine weitere Gestaltungsebene des Glasobjektes. In der Installation für die Galerie Hengevoss-Dürkop habe ich nicht einen das Bild gleichmäßig ausleuchtenden flachen Leuchtkasten gewählt, sondern mich entschieden, eine heute oft gebräuchliche LED-Leuchtröhre zu benutzen, so dass die Lichtquelle eindeutig zu sehen ist, im Bild in unterschiedlicher Intensität in Erscheinung tretend Licht-Differenzierungen erzeugt und nun auch die weitere Kompositionsebene der Lichtsetzung selbst zur Anschauung bringt.
Jörg Länger, Höhenmoos, im September 2017
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1 Drei Stimmen zum Konzept der Protagonisten
Jörg Längers Figuren, auf Silhouetten reduziert, sind Wiedergänger aus dem Reich der Geschichte im umfassenden Sinn, vom Mythos bis zur Zeitgenossenschaft. Als sogenannte Protagonisten erstehen sie wieder aus dem Fundus der Weltkunst. In einer traditionsvergessenen Zeit mahnen sie, über der Gegenwart jene überzeitlich geprägten Formen nicht aus den Augen zu verlieren, die allein die Kontinuität der Welt- und Selbstdeutungen sichern. Längers Kunst setzt auf Kontinuität und Traditionsbewusstsein. Sie geht aus vergangener Kunst, aber auch aus weitreichenden Kenntnissen auf anderen Gebieten hervor. Länger ist ein pictor doctus wie wenige seiner Generation. Seine Bilderzählungen – er nennt sie “Narrative Kompositionen” – verwandeln mythische Inhalte in höchst differenzierte, sensibel strukturierte geistige Räume, denen der Formgedanke allseits Halt gibt …
Eberhard Stosch, Hamburg
Im vielschichtigen Werk des in Hamburg lebenden Künstlers Jörg Länger präsentiert sich in Form, Technik und inhaltlicher Gestaltung ein Ausschnitt der Gegenwartskunst auf höchstem Niveau. In der aktuellen Werkphase treffen konzeptionell stilisierte Protagonisten aus der Kunstgeschichte auf die freie Linie und den durch Farbe und Fläche definierten Bildraum der Moderne. Auf diese Weise losgelöst aus ihrem alten Bezugsrahmen, treten Figuren aus antiken Mythen sowie dem christlichen Heilsgeschehen auf der Leinwand gegen- und miteinander in Aktion. Krieger, Engel und Dämonen tummeln sich in den Farbfeldern der Abstraktion und verweisen auf das Fortwirken ihrer Botschaft in unserer Zeit.
Jörg Längers Bildwelten, gestaltet durch die filigran-zeichenhafte Linie einerseits und den pastosen Farbauftrag andererseits, vereinen das scheinbar längst Vergangene mit dem schon Gegenwärtigen. Dabei geht die Beziehung mit dem Material, seiner Bearbeitung und dem Inhalt eine subtil inszenierte Symbiose ein.
Aus der Polarität von zeichenhafter Figuration und flächig angelegter Farbe sowie den thematischen Bezügen aus einer Jahrtausende alten Kulturgeschichte entsteht jene für das Werk Längers charakteristische Spannung zwischen Tradition und visionärer Neuerung, kunsthistorischer Kontinuität und ihrem gestalterischen Bruch.
Sandra Hirsch, Hamburg
Kaum ein Maler zeitgenössischer Kunst hat sein Bekenntnis zu Einflüssen vorausgegangener Epochen der Kunstgeschichte so eindeutig für sich formuliert. Es erscheinen in einer Vielzahl von Rückwendungen und Vorausdeutungen Bildzitate und Protagonisten aus 23 Jahrtausenden.
In seinen komplexen, vielfach verschlüsselten Bildern zwischen Präteritum und Zeitlosigkeit vollführt er in einem Akt moderner Metafiktion überzeugend den Sprung in eine eigene, höchst ausgereifte Bildsprache. Geschickt verdichtet er in einem Akt gekonnter Wiederholung in seinen filigranen Arbeiten Blicke auf Transzendentes vergangener Zeiten mit Erinnerungswerten aus tradierten Sehgewohnheiten zu neuen Sichtweisen auf klassische Fragestellungen.
Dr. Heidi Krahl, Berlin